Psychoneuronalogie
die Kongruenz von neuronalen & psychischen Prozessen

Wir Menschen haben unsere Eigenschaften: stark ausgeprägte und schwach ausgeprägte, stabile und instabile, temporäre und permanente, latente und manifeste, erwünschte und unerwünschte, sinnvolle und sinnlose, konstruktive und destruktive, gesund­heitsfördernde und krank-machende, menschenfreundliche und menschen­feindliche, gesell-schaftsdienliche und gesellschaftsschädigende, erfolgsfördernde und erfolgshemmende, glücklich machende und unglücklich machende ...

Warum ist das so?

Wir Menschen sind das Ergebnis unserer Erbanlagen und unserer Erfahrungen
im bisherigen Leben.

Im Laufe unseres Lebens entwickeln sich auf der Grundlage unserer Erbanalagen und bedingt durch die gegebenen Umstände, Situationen, Ereignisse und Beziehungen sowie durch die individuellen Reaktionen mannigfaltige epigenetische Variationen unsere psychoneuronalen Programme. Erziehung, Bezugspersonen, Kindergarten, Schule, erste Beziehungen und Jobs prägen uns.
Vor allem im Baby- und Kleinkindalter wirken sich Erfahrungen und Erlebnisse besonders stark aus – positiv wie negativ.
Gute Lebensbedingungen und eine weitgehende Befriedigung der wesentlichen menschlichen Bedürfnisse (Liebe, Zuwendung, Sicherheit, Anerkennung, Wertschätzung, Würde, Bedeutung, Partizipation, Zugehörigkeit, Ordnung, Einfluss, Autonomie …) sorgen für eine gute Entwicklung und ein gutes Selbstwertgefühl. Dagegen führen negative Verhältnisse (Stressklima, Willkür, Zwang, Unterdrückung, Indoktrinierung, Mobbing, Bedrohung, Tyrannei, Missbrauch oder gar Gewalt wie Prügel, Misshandlung, Folter, Terror, Krieg) und mangelnde Bedürfnisbefriedigung zu psychischen Problemen: Unsicherheits-, Angst-, Panik-, Zwangs-, Stimmungs-, Selbstwert-, Belastungs-, Anpassungs-, Sucht-, Verhaltens-, Persönlichkeitsstörungen. Frühere Entbehrungen und Defizit-Erfahrungen führen nicht selten zu einer übersteigerten Sehnsucht nach Befriedigung (Zuwendung, Sicherheit, Anerkennung, Bedeutung, Zugehörigkeit, Selbstbestimmung oder Macht)  – wobei deutliche narzisstoide Ausprägungen oder gar narzisstische und psychopathische Störungen nicht nur die Betroffenen selbst beeinträchtigen, sondern auch eine Belastung und Gefahr für die Mitmenschen darstellen. Die Opfer der Vergangenheit als Täter der Gegenwart.
Durch Erfahrungen und Erlebnisse entstehen neue Nervenzellen, neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen und epigenetische Veränderungen als bio-physiologische Grundlage der Programme.
Es entstehen neue Nervenzellen, neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen und epigenetische Veränderungen als physiologische Grundlage der Programme.

Das psychoneuronale Programm steuert uns Menschen und determiniert unsere Eigenschaften. Es bestimmt über unsere Denkinhalte, Denkvorgänge und Denkprodukte wie Bewertungen, Überlegungen, Schlussfolgerungen, Einstellungen, Überzeugungen oder Werte sowie über unsere Emotionen, Körperreaktionen, Ausdrucks- und Verhaltensweisen. Aufgrund verschiedenartigster Erfahrungen entwickeln sich sowohl konstruktive als auch destruktive Programme.

Die Programme laufen gewöhnlich völlig unbemerkt im Hintergrund ab. Sie kontrollieren unser Wahrnehmen, Erleben, Denken, Fühlen und Tun und werden von äußeren und inneren Reizen und Prozessen aktiviert, verstärkt oder gehemmt.

Aktuell sind wir immer das Produkt unserer psychoneuronalen Programme, der Umstände
und
Zustände sowie unserer SR-Intelligenz.

Die aktuellen Umstände, die Lebensbedingungen, Situationen und Ereignisse wirken permanent auf uns ein – konstruktiv und destruktiv, fördernd und hemmend. Zudem beeinflussen uns unsere psychischen und körperlichen Zustände massiv – positiv wie negativ, aktivierend wie bremsend.

4 Programm-Ebenen können hinsichtlich Bewusstheit, Kontrolle, Rationalität und Emotionalität unterschieden werden:
1. bewusst-kognitive Ebene: bewusste Denkvorgänge, Denkinhalte und Denkprodukte wie Bewertungen, Meinungen, Einstellungen, Werte sowie Analysen, Erkenntnisse, Schlussfolgerungen, Entscheidungen, Verhaltenssteuerung
2. unbewusst-kognitive Ebene: nicht bewusste Denkvorgänge, Denkinhalte und Denkprodukte
3. bewusst-emotionale Ebene: bewusste Antriebe wie Bedürfnisse, Sehnsüchte, Neigungen und Begierden sowie bewusste Emotionen wie Gefühle und Stimmungen
4. unbewusst-emotionale Ebene: nicht bewusste (unbekannte, vergessene, verdrängte) Antriebe und Emotionen

Mit SR-Intelligenz (Selbst-Resetting, -Reflexion, -Rekognition, -Regulierung, -Revision) können wir auf der bewusst-kognitiven Ebene sehr eigenständig und willentlich die unbewussten, autonomen psycho-neuronalen Pro­gramme neutralisieren und korrigieren.
Damit gewinnen wir mehr Einfluss auf unsere Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen und somit in der Folge auf unsere Zustände und auf die Umstände.

Was aus uns geworden ist, wie wir sind, was aus uns werden wird, hängt sehr von unseren Programmen, den Umständen und unseren Zuständen sowie von unserer SR-Intelligenz ab.

Unser psychoneuronaler Autopilot steuert uns, wenn wir nicht bewusst-willentlich denken und regulieren.
+    Das ist ressourcensparend und vorteilhaft, wenn wir von konstruktiven Programmen gesteuert werden, wenn wir erfahren und kompetent sind und wenn wir uns den aktuellen Aktivitäten weitgehend entspannt hingeben.                   
–    Das ist fehlerhaft und unvorteilhaft, wenn wir von destruktiven Programmen gesteuert werden, wenn wir unerfahren und wenig kompetent sind und wenn wir nervös und angespannt sind. Passivität, Resignation, Ignoranz, Überheblichkeit und Stress beeinträchtigen die bewusst-willentliche Regulierung. Die Folgen: Unkontrolliertheit, Über- und Fehlreaktionen

Unbewusste Antriebe – bewusst-willentliche Korrektur
1. keine Willensfreiheit bezüglich der Impuls-Initiative
2. freier Wille durch bewusst-willentliche Denk-, Verhaltens-Regulierung  

Der Antrieb für unsere Aktivitäten hat laut moderner Hirnforschung einen unbewussten, subkortikalen Ursprung.
Menschliche Initiativen stammen weitgehend aus unbewussten, subkortikalen Quellen, die kortikale Prozesse aktivieren, welche wiederum Kognitionen und Emotionen, also Meinungen und Empfin­dungen (etwas zu wollen, etwas zu müssen, etwas zu können, etwas nicht zu können, etwas zu schaffen, etwas nicht zu schaffen, etwas könnte passieren, man werde angenommen oder abgelehnt) entstehen lassen.

Passivität, Willensschwäche, Resignation und Stress oder Selbst-zufriedenheit, Ignoranz und Arroganz  lassen die subkortikalen Prozesse weitgehend ungebremst zur Wirkung kommen.
Die Folge: wir sind unseren alten, oft negativen Programmen hilflos ausgesetzt ->
Stress.  

Bewusst-willentliche, präfrontal-kortikale Denkprozesse können gegen die subkortikalen Prozesse ein Veto einlegen, diese 'overrulen' und korrigieren. (Libet; Haynes, Berlin 2016)

Bewusste Vorsätze etablieren für einige Zeit Netzwerke im Gehirn, die den unbewussten Informationsfluss steuern. (Kiefer, Ulm 2015)

 = die psychoneuronalen Grundlagen des VOP-Programms